ie Vorträge beim Treffen der buildingSMART-Regionalgruppe Bayern am 17. Juli 2018 im Oskar von Miller Forum in München widmete sich dem Stand der BIM-Standardisierung, der Digitalisierung im Handwerk und BIM in der Produktionsplanung. Den Abschluss bildete eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion über Aufgaben und Ziele eines zukünftigen BIM-Cluster für Bayern. Dass ein solches kommen wird, wurde an diesem Abend offiziell bestätigt.
Knapp achtzig Teilnehmer kamen im Oskar von Miller Forum zusammen. Neben den Fachvorträgen lockte auch die angekündigte Podiumsdiskussion über die Gründung eines BIM-Clusters für den Freistaat. Schließlich war schon nach der Kabinettssitzung am 10.07.2018 bekannt geworden, dass sich die Landesregierung an der Einrichtung eines „BIM-Cluster Bayern“ beteiligen will.
Herzlichen Dank an unsere Hauptsponsoren und Sponsoren für die großzügige Unterstützun, ohne die die Veranstaltung der buildingSMART-Regionalgruppe Bayern nicht möglich gewesen wäre:
- Allplan Deutschland GmbH (Hauptsponsor)
- Autodesk GmbH (Hauptsponsor)
- Orca Software GmbH (Hauptsponsor)
- Bayerische Ingenieurekammer-Bau (Sponsor)
Prof. Rasso Steinmann
Hochschule München, iabi / buildingSMART International und Deutschland / VDI-Koordinierungskreis BIM
Prof. Steinmann gab einen kompakten Überblick über den Inhalt, den Stand der Entwicklung und über die Zertifizierung der wichtigsten buildingSMART-Standards sowie über die Aufgabenteilung der unterschiedlichen Player in Deutschland und international. Neben dem für buildingSMART zentralen IFC-Standard, einem Datenschema zur Beschreibung von Bauwerksmodellen für den herstellerneutralen Informationsaustausch, zeigte er auch das Zusammenspiel von weiteren Standards, beispielsweise auch innerhalb der Richtlinienarbeit des VDI. In der neu gestarteten Richtlinie VDI/buildingSMART 2552-11 BIM – Informationsaustausch-Anforderungen sieht Prof. Steinmann beispielsweise zukünftig die “Heimat” für viele Vorstandardisierungsprojekte der diversen buildingSMART-Arbeitsgruppen, die sich in der Regel auch immer zunächst über Arbeitsprozesse verständigen und die Informationsanforderungen zu bestimmten Zeitpunkten eines Projekts (“Data Drops”) definieren wollen.
(Siehe Präsentation als PDF weiter unten.)
Michael Heil
eBusiness-KompetenzZentrum Planen und Bauen / Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen
Michael Heil, Geschäftsführer des eBusiness-KompetenzZentrums Planen und Bauen in Kaiserslautern und einer der Partner des neuen Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen, hatte eine klare Botschaft für Handwerker: Die Digitalisierung im Handwerk schreite voran. Jedes Handwerksunternehmen müsse sich unbedingt mit seiner eigenen Digitalisierungsstrategie auseinandersetzen und einen Fahrplan entwickeln. Dafür zeigte er einige Beispiele – wobei deutlich wurde, dass es im Handwerk nur am Rande um “BIM” geht. Es geht im weitesten Sinne um “Digitalisierung”: Oft sind es Kleinigkeiten, bspw. der Einsatz von Apps auf Smartphones, die die betrieblichen Abläufe, den Informationsfluss und die Kommunikation in Handwerksbetrieben enorm verbessern können.
Zur Entwicklung ihrer eigenen Strategie brauchten die Unternehmen kompetenten Rat und Unterstützung, so Michael Heil. Das neue, vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen hilft Handwerksbetrieben kostenlos bei den ersten Schritten mit drei kurzen “Checks” und gibt ihnen Handlungsempfehlungen und Tipps zur Beschaffung von Fördermitteln. Hier geht es zu den von seinem eBusiness-KompetenzZentrum kostenlos angebotenen Checks, um die idividuell passenden nächsten Schritte in Richtung Digitalisierung zu identifizieren: https://www.ebusiness-kompetenzzentrum.de/kostenlose-checks/
Aber auch für die der Bauausführung vorgelagerten Gewerken hatte Michael Heil eine wichtige Botschaft: Bauherren, Planer und Bauunternehmen sollten Handwerker dazu motivieren, sich auf den Weg zur Digitalisierung zu machen. Schließlich könnten digitalisierte Handwerksbetriebe dem Bauleiter und der Objektüberwacher die wichtigen richtigen Informationen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort liefern. Handwerksbetriebe sollten daher ermutigt werden, öffentliche Angebote zur Förderung des Handwerks anzunehmen. Handwerksbetrieben würden die Unterstützung bei der Digitalisierung früher oder später mit mehr Professionalität und digitaler Kompetenz danken.
(Siehe Präsentation als PDF weiter unten.)
Dr.-Ing. Frank Breitenbach
EDAG Production Solutions GmbH & Co. KG
Der Senior Fachexperte für Planungsmethoden und Konzeptentwicklung bei einem der weltweit größten, unabhängigen Produktionsanlagenplaner für die Automobilindustrie sprach über Parallelen zwischen kooperativem Produktengineering in der Automobilindustrie und vergleichbaren Ansätze in der Bauwirtschaft. Aufgrund eigener Erfahrung weiß er, dass die Zusammenarbeit von Produktentwicklung und Fertigungstechnik in der Automobilindustrie schon weit besser funktioniert als beispielsweise zwischen Industriebau und Anlagenplanung. Sein Bestreben ist es, die großen Potenziale von Building Information Modeling mehr für Fabrik- und Anlagenplanung zu nutzen. (Siehe Präsentation als PDF weiter unten.)
Podiumsdiskussion BIM-Cluster Bayern
Die Teilnehmer waren:
- Roland Degelmann, Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
- Franz Damm, Architektenkammer Bayern
- Dr.-Ing. Markus Hennecke, Bayerische Ingenieurekammer-Bau
- Martin Schneider, Bauindustrieverband Bayern
- Olaf Techmer, Landesverband Bayerischer Bauinnungen
- Jakob Przybylo, buildingSMART-Regionalgruppe Bayern
Die Diskussion wurde moderiert von Ralf Mosler, einem der drei Sprecher der buildingSMART-Regionalgruppe Bayern.
Bei der Diskussion wurde deutlich, dass sich alle beteiligten Verbände bereits seit Längerem, nicht nur auf Bundes- sondern auch auf Landesebene, mit Digitalisierung und Building Information Modeling auseinandersetzen. Die Mitglieder erwarteten dies von ihren Verbänden und haben teilweise sogar sehr konkrete Forderungen.
Besonders deutlich sind die Erwartungen im Bereich Weiterbildung. Beispielsweise stellt buildingSMART seit einigen Monaten für Weiterbildunganbieter ein buildingSMART Zertifikat "BIM-Qualifikationen - Basismodul" zur Verfügung; die Architektenkammern der Länder haben bundesweit einen BIM-Standard Deutscher Architektenkammern auf Basis von VDI/buildingSMART 2552-8.1 vereinbart und die Bayerische-Ingenieurekammer bietet BIM-Kochkurse an.
Weniger überzeugt von der Relevanz von BIM auf der Baustelle äußerte sich dagegen Olaf Techmer vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen. Er behauptete, die Mehrheit seiner Mitglieder erwarte, dass das wichtigste Medium auf der Baustelle noch auf Jahre hinaus der Plan aus Papier sein müsse. Schließlich dürften insbesondere kleinere Unternehmen nicht abgehängt werden. Das sorgte im Publikum für Widerspruch. Letztlich, so eine Wortmeldung, komme es für die richtigen Entscheidungen auf der Baustelle nicht auf das Medium oder das Werkzeug an, sondern auf die richtige Datengrundlage. Auch ein klassischer Plan aus Papier müsse zukünftig aus dem konsistenten BIM-Modell der Planer abgeleitet werden.
Angesprochen auf die Erwartungen an ein BIM-Cluster betonten praktisch alle Verbandsvertreter, dass sich die eher kleinteilige deutsche Bauwirtschaft zwingend organisieren müsse, um die digitale Transformation zum Nutzen aller Beteiligten (Auftraggeber, Planer, Ausführende, Betreiber – aber auch Schulen und Ausbildungsstätten sowie Gesetzgeber und sonstige Regelsetzer) besser gestalten zu können. Auch die Interessensvertretung in Sachen Digitalisierung müsse “kollaborativ” geschehen: Es gelte, eine gemeinsame Basis zu schaffen, um gemeinsam im Thema wachsen zu können, um Erfahrungen auszutauschen und zu verbreiten; vor allem dürfe das Thema nicht einseitig einzelnen Akteuren überlassen oder auf einzelne Aspekte (bspw. Software) reduziert werden. Ein BIM-Cluster wäre ein solches breit aufgestelltes, neutrales Forum, das auch geeignet ist, den Gesetzgeber sowie Vertreter der öffentlichen Hand mit in den Dialog einzubinden.
Insofern war es besonders interessant, aus erster Hand Näheres über die BIM-Stragegie des Freistaates zu erfahren. Roland Degelmann, “Chief Digital Officer” im Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, erläuterte zunächst das Selbstverständnis seines Ministeriums. Durch die Ablösung der Obersten Bayerischen Baubehörde im Innenministerium durch die Schaffung eines eigenen Bauministeriums habe das Thema Bauen, Verkehr und vor allem auch Wohnungsbau eine deutliche Aufwertung erfahren. Damit verbunden sei auch ein gestiegener Gestaltungsanspruch. Der Freistaat sei als Bauherr, Baulastträger und Baurealisierer, aber auch als “Ordner” und Regulierer gefordert. Um all diesen Aufgaben – gerade heute, unter den sich radikal verändernden Bedingungen der Digitalisierung – gerecht zu werden, müsse man sich auch in den neuen Themenfeldern auskennen und die Veränderungen verstehen lernen. Deshalb baue sein Haus einen eigenen Kompetenzbereich “Digitalisierung” auf und suche aktiv den Diskurs mit Gesellschaft und Wirtschaft.
In diesem Zusammenhang sei er auch dankbar für die Initiative für ein BIM-Cluster, für dessen Unterstützung sich das Kabinett bereits wenige Tage zuvor offiziell ausgesprochen hatte (siehe oben). Er gab offen zu, dass es noch viele Fragen rund um Building Information Modeling und die Digitalisierung gebe, auf die sein Haus auch noch keine Antworten habe. Vom Austausch und den Diskussionen im zukünftigen BIM-Cluster Bayern erhoffe er sich daher wichtige Impulse für die eigene Arbeit: Neben dem technischem Knowhow auch Datenmanagement über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken, Rollen und rechtliche Verantwortungen bis hin zu Haftungsfragen.
Alle Diskussionsteilnehmer waren sich letztendlich einig, dass eine gemeinsame Plattform für alle Interessensvertreter, die sich der Digitalisierung stellen und sie auch gestalten wollen, von großem Nutzen sein wird. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr kann sogar Mittel dafür in Aussicht stellen. Die fünf beteiligten Verbände und das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr werden sich nach der Sommerpause wieder zusammensetzen und die weiteren Schritte vereinbaren.