Auf die Agenda unseres 28. buildingSMART-Forums am 5. November 2024 hatten wir drei Schwerpunktthemen gesetzt: KI im Bauwesen, die neue EU-Bauprodukteverordnung sowie einen Blick mit Bundestagsabgeordneten auf das letzte Jahr vor der Bundestagswahl am 28. September 2025.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte unser Vorstandsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Cornelius Preidel in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin zentrale Aspekte für die Akteure der Bauwirtschaft vor, um die digitale Transformation erfolgreich voranzutreiben. Dazu gehören der Umgang mit neuen Technologien und Innovationen wie KI, die Anpassung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie das Ökosystem, in dem Kooperation und Standardisierung gefördert werden.
Treiber einer erfolgreichen digitalen Transformation sind eine datengetriebene Arbeitsweise, einheitliche Standards und zielgerichtete technologische Lösungen. Dazu gehören die offenen Standards und Lösungen von buildingSMART wie IFC, BCF, IDS und das Use Case Management UCM. Ebenso bietet das Professional Certification Programm von buildingSMART einen wertvollen Ansatz, um die digitale Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu meistern.
Prof. Cornelius Preidel stellte fest: Hindernisse für eine erfolgreiche Transformation sind der Mangel an Kooperation und Standards, die Fragmentierung, d.h. die Isolation des Einzelnen und sein damit verbundener begrenzter Einfluss auf die Branche. Auch mangelnde Nachfrage und fehlende Anreize halten Unternehmen oft davon ab, in digitale Lösungen zu investieren.
„Die Menschen müssen mitgenommen und unterstützt werden“
Ein Jahr vor der Bundestagswahl diskutierten wir in Berlin mit Michael Kießling (CSU), MdB, Dipl.-Ing. Kassem Taher Saleh (Bündnis90/Die Grünen), MdB, und Rainer Semet (FDP), MdB über aktuelle Herausforderungen und die Digitalisierung der Baubranche. Wesentliche Herausforderungen sieht Rainer Semet beispielsweise in der fehlenden Standardisierung beim digitalen Planen und Bauen sowie dem hohen Weiterbildungsbedarf in der Branche.
„Umso wichtiger ist es, die digitalen Prozesse und den Datenaustausch besser aufeinander abzustimmen“, sagte Michael Kießling. Kassem Taher Saleh hob einzelne Errungenschaften der aktuellen Regierung hervor. Zum Beispiel die neuen Förderprogramme zur Digitalisierung von Planungs- und Vergabeleistungen. Ebenso ging er auf den Gebäuderessourcenpass, der noch in dieser Legislaturperiode eingeführt werden soll, ein.
KI für das Bauwesen – Fluch oder Segen?
Was geht mit KI? Was sind die Vor- und Nachteile beim KI-Einsatz? Ist KI Segen oder Fluch für die Baubranche? Diese Fragen beantwortete Prof. Dr.-Ing. Jörn Plönnigs von der Universität Rostock in seinem Vortrag „Künstliche Intelligenz für nachhaltiges Bauwesen“.
Ein großes Manko der Bauwirtschaft sei die mangelnde Produktivität. In den letzten 20 Jahren sei das Produktivitätswachstum, also die positive Veränderung des Verhältnisses von Produktionsergebnis zu den dafür eingesetzten Produktionsfaktoren wie Arbeit, Kapital und Umwelt, in der Bauwirtschaft um 14 Prozent zurückgegangen.
„Nur mit Digitalisierung und BIM können wir in der Bauwirtschaft produktiver werden. Nur mit künstlicher Intelligenz können wir die Datenmengen bewältigen, die wir jetzt mit BIM gewinnen", so Jörn Plönnigs.
Ein Mittel dazu könnte zum Beispiel ein (oder mehrere) KI-Basismodell(e) für das Bauwesen sein. Das Modell könnte auf bestehenden Normen und Standards aufbauen, mit Daten trainiert werden und erste Entwürfe erstellen. Jörn Plönnigs zeigte in seinem Vortrag auf, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind.
Die neue Bauprodukteverordnung der EU
Im Kontext des dritten Themenschwerpunkts des Tages diskutierten Michael Greulich vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Christian Doleschal, Mitglied des Europäischen Parlaments, und unser Vorstandsmitglied Dr. Kai Oberste-Ufer über die neue Bauprodukteverordnung der Europäischen Union. Konkret ging es darum, welche Daten vorliegen müssen, um beispielsweise das Thema Nachhaltigkeit abzudecken und wie viel Zeit die Unternehmen haben, um die Anforderungen umzusetzen. Christian Doleschal gab als Berichterstatter des Europäischen Parlaments für die EU-Bauprodukteverordnung einen Einblick in die Überarbeitung der neuen Verordnung und sprach über die Daten, die Unternehmen nun beispielsweise für den neuen digitalen Produktpass bereitstellen müssen. Neu ist hier zum Beispiel die verpflichtende Angabe von Umweltproduktdaten.
Die komplette Aufzeichnung des 28. buildingSMART-Forums ist hier abrufbar.