Wie eine erfolgreiche Vorstandardisierung aussieht, zeigte unsere buildingSMART-Fachgruppe Landschaftsarchitektur eindrucksvoll am 26. Februar 2025 im Rahmen eines Online-Expertenpanels. In dem stellten die beiden Sprecher der Fachgruppe, Dr. Ilona Brückner von der Hochschule Osnabrück und Prof. Dr. Matthias Pietsch von der Hochschule Anhalt, den rund 140 Teilnehmern das in der bSD-Schriftenreihe erschienene „BIM-Fachmodell Landschaft und Freianlage" vor.
Mit diesem Fachmodell schließt buildingSMART Deutschland in Zusammenarbeit mit der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) eine wichtige Lücke in der Standardisierung. Da Standards fehlen, erstellen viele Unternehmen aus dem Bereich Landschaftsarchitektur häufig eigene Klassifikationslisten. Mit der Folge, dass sich dieses Vorgehen hemmend auf die Koordination und Ausschreibung von BIM-Projekten auswirkt. Das hier vorgestellte Fachmodell soll Abhilfe schaffen.
Ziele des Fachmodells Landschaft und Freianlage
Denn nun steht mit der Veröffentlichung des Fachmodells ein Pool von BIM-Klassen und Gruppierungen von Klassen, Merkmalen und Merkmalsgruppen in nationaler Ausprägung zur Verfügung. Die BIM-Klassen sind für die Landschafts-, Umwelt- und Objektplanung geeignet. Darüber hinaus wurde das Fachmodell mit dem Datenmodell „BIM-Klassen der Verkehrswege“ abgestimmt, z.B. hinsichtlich einheitlicher Begriffe und Strukturen. Auch auf die Vergleichbarkeit und Anwendbarkeit mit anderen Informationsmodellen wurde geachtet. Aktuelle Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen sowie weitere Ergebnisse von Standardisierungsinitiativen wie XPlanung und OKSTRA sind in das Modell eingeflossen.
Praktische Anwendung des Fachmodells mit buildingSMART-Standards
Julia Weber, Tammo Jochens und Mascha Winter von der Hochschule Osnabrück zeigten anhand von drei Softwarelösungen aus dem Modellprojekt BIM-basierter Bauantrag, wie Modelle richtig attribuiert und wie Merkmale aus dem neuen Fachmodell integriert werden können. Ebenso, wie daraus eine IFC-Datei exportiert werden kann.
Dr. Ilona Brückner stellte das Datenaustauschformat IFC mit seinen verschiedenen Versionen für den praktischen Einsatz in der Landschaftsarchitektur vor. Demnach enthält IFC 4 rudimentäre geographische Elemente und ein einfaches Geländemodell. Dieses wurde in IFC 4.3 erweitert und berücksichtigt nun auch die Belange der Infrastruktur.
Das Fachmodell Landschaft und Freianlage wurde von buildingSMART Deutschland über das buildingSMART Data Dictionary (bSDD) in einer Vorabversion zur Verfügung gestellt. Über eine IDS-Schnittstelle kann das Modell mit einer Software gekoppelt werden, sofern diese eine Schnittstelle zur Verfügung stellt. Dies ermöglicht einen benutzerfreundlichen Zugriff auf das Fachmodell.
Herausforderungen und Lösungsansätze aus Sicht der Büros
Matthias Remy und Levente Ganyecz von Greenbox Landschaftsarchitekten zeigten anschließend, wie eine optimierte Datenübernahme in der Praxis durch Mapping-Regeln erfolgen kann. Ersichtlich wurde dabei beispielsweise, wie intern verwendete Klassenkataloge an das BIM-Fachmodell angepasst und in Datensätze (PSets) überführt werden können.
Christine Saala von unserem Mitglied Prof. Schaller UmweltConsult (PSU) zeigte anhand des Praxisbeispiels "B5/B209 Elbquerung bei Lauenburg/Hohnstorf", wie BIM in der Landschaftsplanung eingesetzt werden kann und wie die Methode insbesondere in der Infrastrukturplanung genutzt wird.
Dies ist umso wichtiger, da die BIM-Methode auch bei Infrastrukturprojekten zunehmend von Auftraggeberseite gefordert wird. Die Vorteile sind dabei vielfältig:
- Der Austausch von Wissen und Inhalten zwischen den Fachplanern wird stark vereinfacht.
- Ein gemeinsames Common Data Environment (CDE) bringt alle Beteiligten auf den gleichen, aktuellen Stand.
- Zudem können durch die frühzeitige Einbindung der Umweltplanung sensible Bereiche und auch potenzielle Umweltkonflikte frühzeitig erkannt und im Projekt kommuniziert werden.
Fazit der Fachgruppe
Auf der Basis von objektbasierten BIM-Modellen können bereits eine Reihe von wichtigen Anwendungsbeispielen realisiert werden. Dies gilt für die Bereiche Landschaft, Umwelt und Freianlagen. Weitere Anwendungsfälle erfordern zusätzliche Merkmale und deren Werte. Das Fachmodell Landschaft und Freianlagen bietet eine erste Datenbasis. Je nach Projekt ist eine Anpassung erforderlich.
Außerdem können ausgehend vom Fachmodell Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIAs) und BIM-Abwicklungspläne (BAPs) entwickelt werden. Die gewählte Datenbasis und -struktur, die sich an den BIM-Klassen der Verkehrswege orientiert, sichert die Zusammenarbeit. Sie ist zudem leicht erweiterbar und unterstützt die Überführung in IFC.
Die Resonanz auf die Vorträge war insgesamt sehr groß und positiv. Dies zeigte sich auch in den zahlreichen Nachfragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Chat.
Dr. Ilona Brückner präsentiert das Fachmodell auch auf dem 22. buildingSMART-Anwendertag am 8. Mai 2025 in Essen.
Bei Interesse an der Arbeit unserer Fachgruppe Landschaftsarchitektur und Fragen zum bSDD wenden Sie sich bitte an unseren wissenschaftlich-technischen Projektmanager Mirbek Neumann.