Seit 2023 bietet buildingSMART das Open-BIM-Practitioner-Zertifikat für anwendungsorientierte Vertiefungen an, um Fachleuten den Nachweis spezifischer BIM-Kompetenzen zu ermöglichen. In Deutschland stehen die Profile openBIM Koordination und openBIM Management zur Verfügung. Vor Kurzem wurde die 100. Prüfung erfolgreich abgelegt – von Maja Marstaller, Partnerin bei Gruppe GME Architekten BDA in Bremen. Im Interview berichtet sie über ihre Beweggründe, ihre Erfahrungen mit der Schulung und wie das Zertifikat in ihrer täglichen Arbeit Mehrwert schafft.
Frau Marstaller, Sie sind die 100ste erfolgreiche Absolventin der Open-BIM-Practitioner-Zertifikatsprüfung. Herzlichen Glückwunsch!
Vielen herzlichen Dank!
Was war Ihre Motivation, dem Foundation-Zertifikat das Practitioner-Zertifikat hinzuzufügen?
Wir, also die Gruppe GME, übernehmen die Gesamtkoordination für unsere Bauprojekte. Wir realisieren auch viele öffentliche Projekte. Mit dem buildingSMART Practitioner-Zertifikat belegen wir unsere BIM-Kompetenz. Wenn wir an Verfahren mit der Verordnung über die Vergabe öffentlicher Vergabeverordnung, den sogenannten VgV-Verfahren, teilnehmen, ist mir wichtig, unsere BIM Kompetenz nun nicht mehr nur über die Projekte zu belegen, die wir bereits erfolgreich begleitet haben, sondern auch durch ein offizielles Zertifikat. Das finde ich sehr gut.
Ihr Schwerpunkt lag demnach auf der Koordination – daneben wird auch die Vertiefung Management angeboten?
Ja, genau. Der Schwerpunkt Management ist für uns derzeit nicht interessant, weil wir in unseren Projekten nicht als BIM-Manager auftreten wollen. Die BIM-Gesamtkoordination ist für uns der wesentliche Aspekt. Und natürlich die Implementierung von BIM bei uns in der Firma. Dies ist auch ein wesentlicher Punkt, weshalb ich in den letzten Jahren an den Schulungen teilgenommen habe. Durch die Schulungen sind wir innerhalb unserer Firma mit der BIM-Arbeitsweise auf einen sehr guten Stand gekommen. Ich überlege aktuell für die Vertiefung Management eines Tages noch die Schulung zu machen, um ein vertieftes Verständnis für die Aufgaben der Gegenseite zu bekommen.
Voraussetzung für das Ablegen der Pratitioner-Prüfung ist das Foundation-Zertifikat sowie Berufserfahrung. Sie hatten demnach bereits vor der Pratitioner-Prüfung weitreichende Erfahrungen mit BIM gemacht. Gibt es trotzdem Dinge, die sie nach der Schulung und Prüfung nun besser können als zuvor?
Die Schulungen haben auf jeden Fall sehr geholfen, die Arbeitsweise mit der BIM-Methodik zu verstehen. Außerdem waren die Schulungen sehr umfangreich: Wir haben verschiedene Software-Programme gezeigt bekommen und damit gearbeitet; uns wurden die rechtlichen Randbedingungen vermittelt; wir haben sehr viel Praktisches kennengelernt, was es einfach macht, dieses direkt in der Praxis einzusetzen.
Die Schulungen waren nicht nur Theorie. Das fand ich sehr gut. Und für die Prüfungen war richtig Lernen angesagt – die ISO-Normen und Reglementierungen zum Beispiel. Da hat sich dann vieles noch einmal verfestigt. Und bei manchen Themen zeigte sich, dass wir die Prozesse und Aufgaben schon sehr gut im Griff haben und wir BIM innerhalb unserer Projekte gut umsetzen. Das gibt Bestätigung.
Stimmen Sie auch zu, dass es für die Teilnahme an einem Practitioner-Kurs und dem Ablegen der Prüfung Berufserfahrung als Voraussetzung braucht?
Absolut, ja. Wenn ich beispielsweise ein BIM-Modell prüfen soll, muss das praktische Wissen vorhanden sein. Man muss mit den Fachplanern und anderen Projektbeteiligten auf einem Niveau und auf Augenhöhe sprechen können.
Wie bewerten Sie den zeitlichen Aufwand, der für Schulungen und Prüfungen zu erbringen ist?
Die Schulungen bestanden aus drei Modulen: Das erste Modul dauerte zwei Tage, Modul 2 und 3 würde ich mit jeweils mindestens 40 Stunden beziffern. Der eigene Lernanteil war dann noch viel höher, sodass man mit ca. 60 Stunden rechnen sollte. Das Lernen für die Prüfungen ist da noch nicht eingeschlossen. Insgesamt ist das auf jeden Fall ein hoher zeitlicher Aufwand. Aber dieser Aufwand bringt einem auch einen Mehrwert. Ich bewerte es sehr positiv, dass man während der Schulungen so viel Unterschiedliches lernt. Klar ist: Man muss sich die Zeit dafür nehmen. Aber: Für den zeitlichen und finanziellen Aufwand erhält man viel. Ich empfand die Schulungen auf einem sehr hohen Niveau.
Wie sind Sie zu Ihrem Schulungsanbieter gekommen, gab es bei der Auswahl besondere Kriterien, auf die Sie geachtet haben?
Nein. Ich bin an den Anbieter über die Architektenkammer gekommen. Die Schulung richtete sich aber nicht nur an Architekten, sondern auch an andere Fachdisziplinen. Ich habe den Inhalt der Schulungen für unseren Bedarf als sehr passend empfunden.
Sie sind Partnerin bei der Gruppe GME: Werden Sie nach den Erfahrungen mit dem Practitioner auch Kolleginnen und Kollegen zu dem Kurs schicken, um das Zertifikat zu erwerben?
Ja, das ist bereits festgelegt. Eine Mitarbeiterin, die mit mir die Koordination durchführt, wird nun mit dem Foundation-Program beginnen und dann hoffentlich direkt den Practitioner nachlegen. Mir ist wichtig, dass das Grundlagenwissen nicht nur bei mir liegt. Wir führen auch regelmäßig interne Schulungen der Mitarbeiter durch.
Frau Marstaller, vielen herzlichen Dank für das Gespräch und nochmals: Herzlichen Glückwunsch!
Weitere Informationen zu den BIM-Weiterbildungen von buildingSMART, dem buildingSMART Professional Certification Programm, erhalten Sie hier, zu den bei uns gelisteten Schulungspartnern kommen Sie hier.
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